Diskussion:Theorien der Medienkommunikation 3: Diskurstheorien
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Fragen:
- Ich habe nicht richtig verstanden worin genau der Unterschied zwischen Diskursanalyse und Konversationsanalyse bei Brünner/Graefen (S. 22 oben) liegt. Könnt ihr mir das bitte erklären? Was bedeutet der sog. "Katachresen-Mäander" (S. 32)? Mihaela Milanova Antwort
Ich habe auch eine Erklärung zum Begriff "Katachresen Mäander" vermisst und mich ein bisschen schlau gemacht. Katachrese bedeutet entweder die Verwendung eines verwandten Ausdruckes an Stelle einer nicht vorhandenen Bezeichnung für einen Begriff oder auch die Vermischung nicht zusammengehöriger metaphorischer Wendungen, also Bildbrüche. Unter Mäandern versteht man die fast vollkreisförmigen Schlingen in einem Flusslauf. Im Zusammenhang mit dem journalistischen Interdiskurs bedeutet der Begriff: Der Interdiskurs wird von einem System kollektiver Symbole zusammengehalten, deren wichtigste Verkettungsregeln Katachresen (Bildbrüche) sind. Unter Kollektivsymbolen lassen sich Begriffe verstehen, die metaphorisch funktionieren und Bestandteil verschiedener Diskurse sein können. Kollektiv deshalb, weil sie allen Menschen eines kulturellen Zusammenhangs „unmittelbar einleuchten“. Die diskursive, lockere Verkettung unterschiedlicher Symbole können als Katachresen-Mäander bezeichnet werden, d.h. Bildbrüche schlängeln sich durch die Diskurse. Mehrere Symbole werden aneinandergereiht und überziehen wie ein Netz die Diskurse und verleihen ihnen eine außerordentliche Festigkeit. Ich verstehe nur nicht, wieso von journalistischem Interdiskurs gesprochen wird. Müsste man nicht eher sagen, dass in einem bestimmten Diskurs, nämlich im journalistischen Diskurs, interdiskursive Begriffe verwendet werden? (Christa Weber) Antwort
- Besteht bei der Diskursanalyse nicht die Gefahr der zu subjektiven Sichtweise? Pierre Bourdieu (Text S. 35) nennt den Habitus als einen wichtigen Bestandteil in der Diskursforschung. Er bezeichnet dies als "... inkorporierts System von Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata, das Individuen im Sozialisationsprozess aufbauen." Um also einen Text analysieren zu können, muss man dann nicht den sozialen Kontext der Gesprächspartner und des Analysierenden mit einbeziehen? (Martin Dorst) Antwort
- Bei Keller heißt es, die Kritische Diskursanalyse von Jäger unterscheide sich von der Critical Discourse Analysis (Fairclough) "vor allem durch ihre theoretische Fundierung" (Keller: "Diskursforschung", S. 31). Beide stützen sich aber u.a. auf die Foucaultsche Diskurstheorie und marxistische Ansätze/Traditionen. Worin genau liegt der Unterschied zwischen Jägers und Faircloughs Ansatz, die ja im Grunde auch den gleichen Namen tragen? (Benedikt Bambach)
- Die Kritische Diskursanalyse "will in die soziale Praxis (...) eingreifen, wie z.B. durch LehrerInnenfortbildung (...)" (Keller S. 28). Wie sieht es mit dieser Verbindung von Forschung und Praxis tatsächlich aus? Werden Forschungsergebnisse in der Praxis entsprechend reflektiviert, oder ist diese Absicht eher Wunschdenken der Diskursforscher? (Benedikt Bambach)
- Bei Keller heißt es auf Seite 33/34 "Hauptgegenstände bisheriger Untersuchungen waren Analysen 'rassistischen' Sprachgebrauchs". Diskursanalyse thematisiere sprachliche Texte von Anfang an in ihrem Bezug zu ihrem sozialgeschichtlichen Hintergrund (...). Meine Fragen: Erstens, was wären noch mehr Beispiele solcher Untersuchungen? Und zweitens: Ist es nicht irgendwie schwierig, überhaupt eine solche Untersuchung durchzuführen - sprich: wie praktikabel ist eine solche Analyse? (Julia Kalck) Antwort: Weitere Beispiele wären Untersuchungen zur Umweltpoltik (z.B. Diskurs zur Atomenergie), Frauenpolitik (z.B. Diskurs zur Abtreibung), Diskurs zu Studiengebühren, Diskurs zur Migration (siehe die Untersuchungen von Matthias Jung) u.v.m. Zur Frage, ob eine solche Analyse praktikabel ist: Ja, das zeigen die im Referat vorgestellten Studien und deren Ergebnisse. (Kerstin Smirr)
- Ich denke, ein wichtiger Hintergrund bei der theoretischen Entwicklungsgeschichte der die kritische Diskursanalyse ist, dass sie aktiv versucht, bisherige rein linguistisch motivierten Text bzw. Sprachanalysen um die sozialwissenschaftliche Dimension zu ergänzen. Ziel ist es also, bestimmte zu Grunde liegende Wertevorstellungen und Weltanschauungen aus einem Text herauszufiltern - ein Text wird als soziale Praxis verstanden. Anders war dies bei rein linguistischen Textanalysen, die losgelöst von ihrem sozialen Hintergrund betrachtet wurden, und nur auf ihre sprachlichen Merkmale hin analysiert wurden. (Nina Olligschläger)