Theorien der Medienkommunikation 3: Diskurstheorien
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Vorbetrachtung
Die Diskurstheorie ist ein sehr heterogenes Forschungsfeld mit vielen verschiedenen Ansätzen, die sich auf unterschiedliche theoretische Hintergründe und Forschungstraditionen beziehen. Je nach Ansatz wird der Diskursbegriff unterschiedlich definiert, was eine einheitliche Theoriebildung erschwert, wenn nicht sogar unmöglich macht. Trotz der Unterschiedlichkeit der Ansätze kann man generell sagen, dass alle den Fokus auf die gegenseitige Beeinflussung von Sprache und sozialer Struktur richten. Darüber hinaus sind alle Ansätze als praxisnah zu bezeichnen, da sie sich mit dem tatsächlichen Gebrauch von Sprache in Form von Texten (darunter auch Medienprodukte, wie zum Beispiel Zeitungsartikel) auseinandersetzen. Die Ansätze der Diskurstheorie sind von der Dialog- oder Konversationsanalyse abzugrenzen, da sie sich „weder für sozialstrukturelle Formungen des Sprachgebrauchs noch für den Sprachgebrauch als Handlungsform oder -vollzug interessieren.“ (Keller 2004: 8) Einige der wichtigsten Vertreter der Diskurstheorie und ihre Ansätze und Forschungsschwerpunkte werden im Folgenden vorgestellt. (L. P.)
Der Diskursbegriff
Der Begriff Diskurs stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet „hin- und herlaufen“ (Keller 2005: 97). „Diskurs“ bezeichnet einen Gesprächsverlauf, der durch lange Monologe der Gesprächspartner gekennzeichnet ist, in denen sie im übertragenen Sinne Gedanken „hin- und herlaufen“ lassen (Keller 2005: 97). In den folgenden Jahrhunderten durchläuft der Begriff verschiedene Bedeutungsnuancen. In der Alltagssprache hängt die Bedeutung des Begriffes heutzutage auch von der jeweiligen Sprachgemeinschaft ab (vgl. Keller 2004: 13f). Während discourse im angelsächsischen Sprachraum ein Gespräch oder eine Unterhaltung bezeichnet, wird im romanischen Sprachraum mit dem Begriff eine wissenschaftliche Abhandlung assoziiert, eine „gelehrte Rede“ (Keller 2005: 95). In Deutschland kommen dem Begriff verschiedene Bedeutungen zu, unter anderem kann damit ein öffentlich diskutiertes Thema, eine „spezifische Argumentationskette“ (Keller 2005: 95) oder auch eine bestimmte politische Position gemeint sein (vgl. Keller 2005: 95). Im 19. Jahrhundert verwendeten Charles S. Peirce und George Herbert Mead erstmals den Begriff des universe of discourse und zeigten damit den Zusammenhang zwischen Sprachgemeinschaften und Sinnhorizonten auf. Der Diskursbegriff meint hier die Verknüpfung von einem einzelnen Sprachereignis und seiner kontextabhängigen Bedeutungszuweisung (vgl. Keller 2005: 95f). (L. P.)
Sprachwissenschaftlich-theoretischer Hintergrund
Für die diskurstheoretischen Ansätze von Norman Fairclough, Ruth Wodak, Siegfried Jäger und Matthias Jung sind die sprachwissenschaftlich-theoretischen Überlegungen von Michel Foucault und M. A. K. Halliday grundlegend von Bedeutung. Daher soll zuvor auf diese eingegangen werden. (L. P.)
==Michel Foucault== Michel Foucault: Person und Bibliografie
Zwischen 1960 und 1980 veröffentlicht Michel Foucault verschiedene Aufsätze zum Thema Diskurse, die zunächst im Zeichen des Strukturalismus (Strukturalismus und Poststrukturalismus) stehen. In diesem Kontext ist auch seine 1966 veröffentlichte Arbeit „Die Ordnung der Dinge“ zu sehen, in der er verschiedene epochenabhängige „Wissensordnungen bzw. allgemeine Erkenntnisstrukturen („episteme“)“ (Keller 2004: 16) unterscheidet. Später bindet Foucault, beeinflusst durch die Kritik am strukturalistischen Ansatz, poststrukturalistische Überlegungen in seine Theorien mit ein (vgl. Keller 2004: 17). Für Foucault bedeutet Diskurs eine bestimmte Anzahl von an verschiedenen Stellen auftretenden Aussagen, die aber alle nach demselben Regelsystem gebildet worden sind und daher zum selben Diskurs gehören. Die Aufgabe des Diskursanalytikers besteht darin, eben dieses Regelwerk zu rekonstruieren. Dieses Regelwerk oder „Formationsregeln“ wie Foucault sie nennt (vgl. Keller 2004: 45) ermöglicht es, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Aussagen auftreten, und somit bestimmte Diskurse entstehen (vgl. Keller 2004: 45). Nach Foucault gibt es vier Kategorien von Diskursen, die anhand ihrer Formationsregeln folgendermaßen unterschieden bzw. beschrieben werden können (vgl. Keller 2004: 46):
- „Die Formation der Gegenstände“: Welche Regeln bedingen die Entstehung der Diskursgegenstände?
- „Die Formation der Äußerungsmodalitäten“: Wer spricht über einen Diskursgegenstand und aus welcher Perspektive tut er das? In welcher Beziehung stehen unterschiedliche Äußerungsformen?
- „Die Formation der Begriffe“: Welche syntaktischen und semantischen Regeln bedingen die jeweiligen Aussagen?
- „Die Formation der Strategien“: Was sind die Themen der Diskurse und wie beziehen sich verschiedene Diskurse aufeinander?
Foucault interessiert sich nicht nur für die Diskurse selbst, sondern auch für den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Entstehung (vgl. Keller 2004: 46). Ab Mitte der 60er Jahre untersucht er die Bedeutung von Macht und Wissen für die Entstehung von Diskursen (vgl. Keller 2004: 48). Dabei geht er davon aus, dass ein Diskurs immer auch mit bestimmten „Ermächtigungs- und Ausschlusskriterien“ (Keller 2004: 49) verbunden ist. Diese zum Beispiel auf den jeweiligen sozialen Status eines Sprechers bezogenen Kriterien entscheiden, wann es sich um legitime oder nicht legitime Sprecher handelt (vgl. Keller 2004: 49). Damit verbunden ist die Art und Weise wie bestimmte Diskurse gedeutet werden und welche Auswirkungen sie auf die Gesellschaft haben, denn diese Deutungen sind das Produkt gesellschaftlicher Machtkämpfe (vgl. Keller 2004: 50). Michel Foucaults Ansatz, vor allem seine Einteilung der Geschichte in die Abfolge verschiedener Wissensordnungen oder Episteme, spielen u. a. eine Rolle im diskurstheoretischen Ansatz von Norman Fairclough und Siegfried Jäger. (L. P.)
==Michael Alexander Kirkwood Halliday== Michael Alexander Kirkwood Halliday: Person und Bibliografie
M. A. K. Halliday entwickelte die Systemic Functional Grammar. Dabei liegt im Gegensatz zum Ansatz von Ferdinand de Saussure, der sein Augenmerk auf die Struktur von Sprache richtet, der Fokus auf der Funktion von Sprache. Die Leitfrage ist: Was macht Sprache und wie macht sie es? Den Begriff der Funktion versteht Halliday in einem doppelten Sinne:
- „The term function is used, in two distinct though related senses, at two very different points in the description of language. First it is used in the sense of “grammatical” (or “syntactic”) function, to refer to elements of linguistic structures such as actor and goal or subject and object (…). These “functions” are the roles occupied by classes of words, phrases, and the like in the structure of higher units. Secondly, it is used to refer to the “functions” of language as a whole (…). By a functional theory of language I mean one which attempts to explain linguistic structure, and linguistic phenomena, by reference to the notion that language plays a certain part in our lives, that it is required to serve certain universal types of demand.” (Halliday 2002: 89)
So vielfältig die verschiedenen Anforderungen an Sprache sind, so vielfältig sind auch die Funktionen, die Sprache erfüllen kann. Diese „funktionale Pluralität“, wie Halliday sie bezeichnet, ist in der Struktur von Sprache schon angelegt (vgl. Halliday 2002: 90). Auch die Situation, in der Sprache benutzt wird, spielt eine Rolle. Dabei bedingen sich soziales System und Sprachgebrauch gegenseitig (vgl. Halliday 2002: 52f). Veränderungen im sozialen System werden durch Sprache (in Form von Texten, wobei der Textbegriff hier weit gefasst ist) sichtbar (vgl. Halliday 2002: 52). Obwohl Sprache prinzipiell eine unzählbare Anzahl an Funktionen erfüllen kann, haben alle Texte drei Basisfunktionen gemeinsam (vgl. hierzu Halliday 2002: 90ff):
- Die „ideationale“ oder „repräsentationale“ (= figürliche/gegenständliche) Funktion: Der Sprecher/Schreiber drückt mit Sprache seine Erfahrungswelt aus.
- Die „interpersonale“ Funktion: Der Sprecher/Schreiber interagiert durch Sprache und übernimmt während einer Kommunikation verschiedene Rollen (zum Beispiel die des Fragenden, des Grüßenden, des Überzeugenden etc.); dabei äußert er auch seine Ansichten, Einschätzungen und Kommentare und setzt sich damit in Beziehung zu anderen.
- Die „textuelle“ Funktion: Texte beziehen sich aufeinander und auf die jeweilige Situation. Dadurch, dass ein Sprecher/Schreiber einen Text produzieren kann und der Zuhörer/Leser diesen als solchen erkennen kann, entsteht erst der Diskurs.
Diese drei Funktionen kommen in allen Texten vor, allerdings ist ihre Gewichtung je nach Text unterschiedlich:
- „Typically, each sentence embodies all functions, though one or another may be more prominent; and most constituents of sentences also embody more than one function, through their ability to combine two or more syntactic roles. “ (Halliday 2002: 93)
Die Theorie der drei Basisfunktionen von Texten wird im diskursanalytischen Ansatz von Norman Fairclough erneut aufgegriffen. (L. P.)
Wichtige diskurstheoretische Ansätze und ihre Bedeutung für die Medienwissenschaft
Critical Discourse Analysis nach Norman Fairclough
Norman Fairclough: Person und Bibliografie
Begrifflichkeiten und Hintergrund
Der diskursanalytische Ansatz von Norman Fairclough hat (wie auch die anderen hier vorgestellten Ansätze) einen sprachwissenschaftlichen Hintergrund. Neben dem Begriff der Critical Discourse Analysis besteht daher auch die Abkürzung TODA, welche „textually (and therefore linguistically-) oriented discourse analysis“ (Fairclough 1992: 37) bedeutet. Ein Anliegen Faircloughs ist es, die Beziehung zwischen Sprachgebrauch und sozialem Wandel aufzudecken, die für die Menschen, die darin involviert sind, oft verborgen ist; in diesem Sinne ist auch das Attribut „critical“ (vgl. Fairclough 1992: 9) zu verstehen. Norman Fairclough versteht unter dem Begriff Diskurs den Sprachgebrauch, den er als eine Form des sozialen Handelns versteht (vgl. Titscher 1998: 182). Im Folgenden werden daher bei der Beschreibung des diskurstheoretischen Ansatzes von Fairclough die beiden Begriffe Sprachgebrauch und Diskurs synonym verwendet werden. Für Fairclough ist Sprache auf der einen Seite sozial konstitutiv, aber auch sozial bestimmt (vgl. Fairclough 1992: 63f). Hierbei wird der Bezug zu M. A. K. Halliday deutlich, denn ausgehend von der Multifunktionalität von Sprache, unterscheidet Fairclough die schon von Halliday formulierten drei Basisfunktionen von Texten, auf die später noch genauer eingegangen werden wird (s. u. Anwendung der Critical Discourse Analysis auf die Medienwissenschaft).
Für Faircloughs Ansatz ist auch die Theorie von Michel Foucault von Bedeutung. Fairclough sieht die Relevanz der Foucaultschen Theorie in der sozialwissenschaftlichen Komponente, die die TODA in dieser Form so nicht berücksichtigt (vgl. Fairclough 1992: 37f). Daher greift er einige Aspekte auf und verbindet diese mit denen seiner eigenen Theorie. So erweitert Fairclough seine Betrachtungen beispielsweise dahingehend, dass er mittels der Critical Discourse Analysis alle Arten von Diskursen untersucht, wohingegen Foucaults Untersuchungen auf wissenschaftliche Diskurse (Medizin, Psychologie, Grammatik etc.) beschränkt sind (vgl. Fairclough 1992: 38). Die Annahme, dass Sprachgebrauch (Diskurs) zweifach konstitutiv ist, ist ebenso von Foucault hergeleitet (vgl. Fairclough 1992: 39). Zweifach konstitutiv bedeutet, dass Sprachgebrauch, einerseits konventionell konstitutiv sein kann, das heißt, er stützt ein bestehendes soziales System. Hierbei greift Fairclough die Foucaultschen Formationsregeln für Diskurse auf und macht deutlich, was der Begriff Diskurs meint:
- „ (…) discourse is socially constitutive. This is the import of Foucault´s discussion of the discursive formation of objects, subjects and concepts. Discourse contributes to the constitution of all those dimensions of social structure which directly or indirectly shape and constrain it: its own norms and conventions, as well as the relations, identities and institutions which lie behind them. Discourse is a practice not just of representing the world, but of signifying the world, constituting and constructing the world in meaning.” (Fairclough 1992: 64)
Sprachgebrauch kann aber auf der anderen Seite auch kreativ konstitutiv sein und damit zu einer sozialen Veränderung führen (vgl. Titscher 1998: 183). Aber nicht nur Sprache bestimmt die Gesellschaft, sondern auch umgekehrt, sie wird durch soziale Gegebenheiten bestimmt (vgl. Titscher 1998: 183f). Diese Wechselbeziehung ist nicht einfach strukturiert, da innerhalb einer Institution oftmals verschiedene Diskurse nebeneinander bestehen (vgl. Titscher 1998: 183f). Hier greift Fairclough auf die Überlegungen Foucaults zurück, der von den Ordnungen der Diskurse spricht. Mit Orders of Discourse ist die Gesamtheit aller diskursiven Praktiken einer Institution und die Beziehungen zwischen ihnen gemeint (vgl. Titscher 1998: 183). Als Beispiel führt Titscher den Bereich der Schule auf, der unter anderem aus den verschiedenen Diskurstypen „im Klassenraum, im Pausenhof und im Lehrerzimmer“ (1998: 184) besteht. Innerhalb dieser Ordnungen von Diskursen bestehen nach Fairclough zwei verschiedene Kategorien: Diskurse und Genres. „Diskurse bilden sich ausgehend von spezifischen Erfahrungs- und Wissensbereichen aus. Genres sind mit bestimmten Aktivitätstypen (wie Vorstellungsgespräch, Interview, Werbung) verbunden.“ (Titscher 1998: 184) Fairclough untersucht nun einerseits die Beziehung der verschiedenen Diskurstypen innerhalb einer bestimmten Ordnung von Diskursen. Auf der anderen Seite untersucht er auch die Beziehung verschiedener Ordnungen untereinander. Ob sie beispielsweise im Sprachgebrauch ineinander übergehen und sich vermischen oder ob sie strikt voneinander abgegrenzt sind (vgl. Fairclough 1995:56). Die Art der Beziehung gibt Aufschluss über Veränderungen innerhalb einer Gesellschaft, denn:
- „Social and cultural changes very often manifest themselves discursively through a redrawing of boundaries within and between orders of discourse (…). These boundaries are also sometimes a focus of social struggle and conflict. Indeed, orders of discourse can be seen as one domain of potential cultural hegemony, with dominant groups struggling to assert and maintain particular structuring within and between them.” (Fairclough 1995: 56)
Diskurse, besonders auch Mediendiskurse sind somit als ein Indiz für sozialen Wandel zu sehen (vgl. Fairclough 1995: 56). (L. P.)
Anwendung der Critical Discourse Analysis auf die Medienwissenschaft
Die Analyse eines Mediendiskurses (aber auch jeder anderen Art von Diskurs) beinhaltet die Untersuchung von zwei sich ergänzenden Blickrichtungen. Zum einen die Untersuchung kommunikativer Ereignisse und zum anderen die Untersuchung der Ordnung des Diskurses (s. o., Fairclough 1995: 56). Dabei sind mit communicative events ganz bestimmte kommunikative Ereignisse, zum Beispiel das Vorwort einer Zeitung oder auch eine Fernsehdokumentation gemeint. Hierbei wird untersucht, inwiefern dieses Ereignis bekannte Formate und Gattungen aufgreift, aber auch wo eben diese bekannten Elemente in neuer Art und Weise (= kreativ) genutzt werden (vgl. Fairclough 1995: 56). Bei der Untersuchung der Ordnung des Diskurses kommt es darauf an, einen allgemeinen Überblick über die Struktur des Diskurses zu bekommen und festzustellen, auf welche Art und Weise die jeweilige Ordnung des Diskurses im Zusammenhang mit sozialen und kulturellen Veränderungen steht (vgl. Fairclough 1995: 56). Um die Vollständigkeit der Materialanalyse zu gewährleisten ist es nötig, beide Blickrichtungen zu untersuchen. Fairclough hat ein Modell zur Analyse von Mediendiskursen entwickelt (s. Abbildung 1: Dimensionen des Diskurses (Titscher 1998: 188)):
Die Analyse eines Mediendiskurses besteht wie oben erwähnt aus zwei unterschiedlichen Komponenten, dem kommunikativen Ereignis und der Ordnung des Diskurses. Bei der Analyse eines kommunikativen Ereignisses werden drei Dimensionen berücksichtigt (vgl. Fairclough 1995: 57f):
- Text: Auf der Textebene werden Inhalt und Form beschrieben und analysiert; Inhalt und Form sind nicht voneinander zu trennen; (Faircloughs Textbegriff ist im weiteren Sinne zu verstehen: „´Text` may be written or oral, and oral texts may be just spoken (radio) or spoken and visual (television).“ (Fairclough 1995: 57)) Fairclough greift, wie oben schon erwähnt, auf die drei Basisfunktionen von Texten nach Halliday zurück. (Die Textanalyse würde demnach in etwa der textuellen Funktion nach Halliday entsprechen (vgl. Titscher 1998: 189).)
- Discourse Practice/diskursive Praxis: Hierbei werden die Prozesse der Textproduktion und -konsumption untersucht. Diese Prozesse können entweder institutionellen Charakter haben, das sind solche Prozesse, die ein medialer Text im Zuge seiner Entstehung durchläuft (wie zum Beispiel Redigierungsprozesse o. ä.). Sie können aber auch kognitiven und psychologischen Charakter haben, und damit „interpretative processes“ (Fairclough 1995: 59) sein, das heißt, der Fokus liegt darauf wie die Rezipienten an einen Text herangehen und ihn interpretieren. (Diese Dimension ist an die interpersonalen Funktion nach Halliday (vgl. Titscher 1998: 189) angelehnt.)
- Sociocultural Practice/soziokulturelle Praxis: Hier wird unter anderem betrachtet, welche soziokulturellen Vorgänge und Machtbeziehungen ein kommunikatives Ereignis prägen. Erklärt wird, in welcher Beziehung die diskursive und die soziokulturelle Praxis stehen. (Diese Ebene entspricht nach Halliday der ideationalen Funktion (vgl. Titscher 1998: 189).)
Wie oben erläutert wurde, ist nach Fairclough ein Diskurs (Sprachgebrauch) zweifach konstitutiv, er kann entweder bestehende Systeme stützen, oder sie verändern. Das gilt auch innerhalb eines Mediendiskurses. Untersucht wird dabei, wie sich kommunikative Ereignisse gegenüber bestehenden Ordnungen von Diskursen verhalten, ob sie diese stützen oder verändern. Wird eine bestehende Ordnung verändert, kann es vorkommen, dass die Veränderung im Verlauf zur Norm wird:
- „(…) complex discourse practice may also become conventionalized – for instance, there are now in documentary quite conventional combinations of genres of informing, persuading, and entertaining.” (Fairclough 1995: 60)
Ob es zu einer Veränderung der bestehenden Ordnung kommt, hängt von soziokulturellen Faktoren ab. So würde man eine Änderung der Ordnung innerhalb eines instabilen gesellschaftlichen Systems für wahrscheinlich halten, eine Stützung der bestehenden Ordnung hingegen innerhalb eines entsprechend stabilen gesellschaftlichen Systems (vgl. Fairclough 1995: 60). Medientexte deuten auf gesellschaftliche Spannungen und Veränderungen hin:
- „(…) media texts are sensitive barometers of cultural change which manifest in their heterogeneity and contradictoriness the often tentative, unfinished and messy nature of change. Textual heterogeneity can be seen as a materialization of social and cultural contradictions and as important evidence for investigating these contradictions and their evolution.” (Fairclough 1995: 60)
Neben dem kommunikativen Ereignis muss auch die Ordnung des Diskurses untersucht werden, um eine vollständige Analyse eines Mediendiskurses zu erhalten. Das bedeutet eine Untersuchung der Struktur der Ordnung, die Beziehung von Einzeldiskursen innerhalb der Ordnung und auch die Beziehung der Ordnung der Diskurse zu anderen Ordnungen (Fairclough 1995: 63). Die Ordnung des Mediendiskurses beeinflusst andere Ordnungen von Diskursen genauso wie sie auch durch diese beeinflusst wird (vgl. Fairclough 1995: 64). Für Fairclough ist Diskurs/Sprachgebrauch zum Beispiel in Form von Texten eine Art des sozialen Handelns zu dem Herrschafts- und Machtbeziehungen in direkter Beziehung stehen. Medientexte sind demnach auch als eine Form sprachlichen Handelns zu sehen (vgl. Titscher 1998: 187). Dadurch, dass Machtbeziehungen ebenso über Texte vermittelt werden, lassen sich auch durch die Analyse von Mediendiskursen, die einen Bereich sozialer und kultureller Vorherrschaft bedeuten, Aussagen über Herrschaftsbeziehungen innerhalb der Gesellschaft machen (vgl. Fairclough 1995: 67). Diese Herrschafts- und Machtbeziehungen aufzudecken und bewusst zu machen, ist das Anliegen der Critical Discourse Analysis (vgl. Fairclough 1992: 9). (L. P.)
Die diskurshistorische Methode nach Ruth Wodak
Ruth Wodak: Person und Bibliografie
Begrifflichkeiten und Hintergrund
Die Text- bzw. Soziolinguistik bildet den theoretischen Hintergrund der von Ruth Wodak vertretenen Sozio-Psycholinguistischen Theorie der Textplanung, kurz „SPTT“. Diese bildet die Basis ihrer diskurshistorischen Methode und befasst sich speziell mit den Intentionen (Strategien) der SprecherInnen und SchreiberInnen. Dabei berücksichtigt sie neben soziologischen Faktoren (Alter, Status etc.) auch andere Faktoren der Textproduktion wie beispielsweise Sprechsituation, Status, sowie Ort und Zeit, und auch psychologische Faktoren wie Routine und Erfahrung etc. (vgl. Wodak 1990: 46). Nach Wodaks Theorie basiert die Textproduktion -und damit letztlich auch die Gestaltung von Diskursen, die aus Texten bestehen- auf drei Dimensionen (s. Abbildung 2: Die sozio-psychologische Theorie der Textplanung (Wodak 1990: 47)):
- Die sozialpsychologische Dimension:
Darunter versteht man bestimmte individuelle Strategien zur Realitätsbewältigung, die im Laufe des Sozialisierungsprozesses erlernt werden. Dazu gehören soziale Faktoren wie Kultur, gesellschaftlicher Status, aber auch persönliche Faktoren wie individuelle Neigung und Charakter (vgl. Wodak 1990: 46). Daraus leiten sich bestimmte Frames und Schemata ab, mit Hilfe derer die Realität strukturiert und wahrgenommen wird. Ein Frame ist das Wissen und die Vorstellung, die man von einer bestimmten Alltagssituation hat, zum Beispiel wie ein Restaurant-Besuch abläuft (vgl. Wodak 1990: 47). Ein Schema hingegen ist das konkrete Muster, dessen Umsetzung in dieser bestimmten Situation relevant ist (vgl. Wodak 1990: 47). Die Textproduktion wird außerdem noch durch Pläne und Scripts beeinflusst. Pläne helfen einem Schreiber/Sprecher, seine Intentionen und Ziele zu verfolgen, „Scripts sind stabilisierte Pläne, die häufig abgerufen werden, um die Rolle und die erwarteten Handlungen der Kommunikationsteilnehmer zu bestimmen.“ (Wodak 1990: 47)
- Die kognitive Dimension:
Sie bedingt, wie bestimmte Intentionen inhaltlich verwirklicht und umgesetzt werden.
- Die linguistische Dimension:
Wie ein Script für eine bestimmte Situation aussieht, hängt ganz von den persönlichen Faktoren des Sprechers ab. Das heißt, „daß dieselbe textthematische Makrostruktur (…) durch Einfluß von Plänen und Frames in unterschiedlichen Textsorten und diese durch aktuelle Determinanten in unterschiedlichen Texttypen realisiert werden.“ (Titscher 1998: 191) (L. P.)
Vorgehen und Analyse
Die diskurs-historische Vorgehensweise ist „hermeneutisch-interpretativ“ (Wodak 1990: 53), an die Beschreibung eines Textes schließt sich eine Interpretation desselben an. Um deren Objektivität und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten, verfügt die diskurs-historische Methode über einige allgemeine Prinzipien für ihr Vorgehen (vgl. Titscher 1998: 194):
- Setting und Kontext sind genau zu erfassen, da Diskurse sich nur im spezifischen (historischen) Kontext erklären und interpretieren lassen.
- Der Inhalt einer Äußerung muss mit bekannten historischen Fakten konfrontiert werden (daher die Bezeichnung der Methode).
- Interpretieren der Texte auch durch WissenschaftlerInnen anderer Fachrichtungen (Interdisziplinarität der Methode).
- Genaue Beschreibung der Texte auf allen (sprachlichen) Ebenen.
Innerhalb des diskurshistorischen Vorgehens werden drei Ebenen analysiert:
- Inhalte
- Argumentationsstrategien
- Formen der Versprachlichung: Wort/Satz/Text-Ebene
Abhängig vom zu untersuchenden Datenmaterial werden dann zu den jeweiligen Ebenen Kategorien erstellt. Auf inhaltlicher Ebene sind die Kategorien nicht auf verschieden Untersuchungsgegenstände anzuwenden, „einmal identifizierte Strategien und sprachliche Realisierungsformen sind demgegenüber prinzipiell auch auf andere Diskurse anwendbar.“ (Titscher 1998: 192) (L. P.)
Anwendung der diskurs-historischen Methode auf die Medienwissenschaft am Beispiel der Studie zum Antisemitismus
Ruth Wodak beschäftigt sich in ihrer Analyse mit dem Antisemitismus in Österreich. Dazu wählte sie das Datenmaterial zu einer historisch interessanten Zeitspanne, der „Waldheim-Affäre“, aus. Ziel war es, ein vollständiges Bild über den Diskurs zur Affäre zu zeichnen. Dazu sammelte die interdisziplinäre Forschungsgruppe unter der Leitung von Ruth Wodak Material im Zeitraum vom 1. März bis 30. Juni 1986, von den ersten kritischen Äußerungen an Waldheims Auftreten im Hinblick auf seine Kriegsvergangenheit an bis ca. drei Wochen nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten. Das Datenmaterial stammte aus Zeitungen, Fernseh- und Radiosendungen, sie untersuchte Tonbandaufnahmen von Spontangesprächen und Diskussionen. (vgl. Wodak 1990: 31) In einer Teilanalyse untersuchte Ruth Wodak zwei österreichische Zeitungen, die bürgerlich-liberale „Presse“ (188 Texte) und das Boulevardblatt „Kronenzeitung“ (173 Texte) (vgl. Wodak 1990: 121). In einer qualitativen Analyse widmete sie sich der Textsorten und unterteilte diese in inhaltsbezogene und meinungsbezogene Texte. Zudem betrachtete sie das Material hinsichtlich seiner antisemitischen Inhalte und Argumentationsstrategien. In einer einfachen quantitativen Analyse zählte sie die Klischees und Argumentationsstrategien aus. (vgl. Wodak 1990: 122) Ruth Wodak kommt in der Analyse der beiden Zeitungen zu dem Ergebnis, dass „in beiden Zeitungen im Untersuchungszeitraum antisemitische Vorurteile diskursiv realisiert wurden“ (Wodak 1990: 162). So stelle die Weltverschwörung der Juden gegen Österreich das am häufigsten genannte Klischee dar. Zu den Textsorten stellte sie fest, dass diese in der „Kronenzeitung“ etwa gleich häufig auftraten, bei der „Presse“ die Berichte jedoch stärker vertreten waren als meinungsbildende Texte. Die „Presse“ verbreite in Berichten jedoch Klischees, wohingegen sich in denen der „Kronenzeitung“ Wertungen fänden. Antisemitismen traten vor allem in Kommentaren auf, oft in Form von Anspielungen. Vorurteile wurden aber auch direkt geäußert oder durch Zitate eingebracht. (vgl. Wodak 1990: 162-164).
(Kerstin Smirr)
Die korpusbasierte Diskursanalyse nach Matthias Jung
Matthias Jung: Person und Bibliografie
Begrifflichkeiten und Hintergrund
Matthias Jung definiert den Diskursbegriff nicht so sehr vor dem Hintergrund einer bestimmten Theorie, vielmehr sieht er die Herkunft seines Diskursbegriffes aus der „Praxis tatsächlicher Diskursanalysen“ (Jung 2001: 30) her kommend. Dabei kombiniert er diskurshistorische Aspekte mit sprachwissenschaftlichen. Diskurshistorisch bedeutet, dass auch die Zeitspanne, die nicht unmittelbar an den untersuchten Diskurs angrenzt von Interesse ist. Die sprachwissenschaftliche Komponente richtet sich auf die Untersuchung von Inhalt und Form des jeweiligen Diskurses. Untersucht werden sowohl Semantik als auch Metaphorik und Argumentationsmuster (vgl. Jung 2001: 30). Als sinnvoll für die linguistische Diskursanalyse erachtet Jung den von Dietrich Busse und Wolfgang Teubert vertretenen Ansatz. Diese definieren „Diskurs“ „im forschungspraktischen Sinn“ als „die Menge aller Texte, die“ (Busse/Teubert, zit. nach Jung 2001: 31f):
- „sich mit einem als Forschungsgegenstand gewählten Thema, Gegenstand, Wissenskomplex oder Konzept befassen“
- „untereinander semantische Beziehungen aufweisen und /oder in einem gemeinsamen Aussage-, Kommunikations-, Funktions- und Zweckzusammenhang stehen“
- „den als Forschungsprogramm vorgegebenen Eingrenzungen in Hinblick auf bestimmte Parameter wie Zeitraum/Zeitschnitte, Areal, Gesellschaftsausschnitt, Kommunikationsbereich oder Texttypik genügen“
- „durch explizite oder implizite, text- oder kontextsemantisch erschließbare Verweisungen aufeinander Bezug nehmen bzw. einen intertextuellen Zusammenhang bilden“.
Von dieser Gesamtheit des Textkorpus wird der Teil des Korpus unterschieden, der dann tatsächlich Gegenstand der Analyse ist (vgl. Jung 2001: 32). Für diese Definition des Diskurses sind vor allem drei Faktoren kennzeichnend (vg. Jung 2001: 32)
- alle Texte behandeln dasselbe Thema
- die Texte weisen untereinander semantische Bezüge auf
- die Intertextualität der Texte
Die von Busse/Teubert aufgestellten Kriterien sind nach Jung teilweise zu kritisieren. So ist nicht völlig klar, ob überhaupt Texte zum selben Thema existieren, die sich aber nicht aufeinander beziehen (vgl. Jung 2001: 32). Darüber hinaus ist ein „impliziter“ Textverweis nicht zu belegen, auch ist es nach Jung nicht sinnvoll den Diskursbegriff auf einen bestimmten Zeitraum und einen Teilausschnitt der Gesellschaft einzugrenzen (vgl. Jung 2001: 33). Um die Busse/Teubertsche Theorie zu erweitern entwickelte Jung das Würfelmodell (s. Abbildung 3: Würfelmodell (Jung 2001:34)).
Hierbei bilden einzelne Diskurse „D“ einen Würfel, der aus drei Analyseebenen besteht, die den großen Würfel in viele kleinere zerlegen. Dabei bezeichnet „A“ verschiedene Kommunikationsbereiche (zum Beispiel „politische Gruppen“ (Jung 2001: 33)). Inhaltlich sind verschiedene Teildiskurse „B“ zu unterscheiden, die die Kommunikationsbereiche ergänzen, zum Beispiel der Abtreibungsdiskurs (Jung 2001: 34). Die dritte Ebene „C“ bezieht sich auf die jeweilige Textsorte.
- „Beschäftigt sich beispielsweise eine Autorin (…) aus linguistischer Sicht mit den Kurztexten auf Mahnmalen nach 1945, dann trägt sie gleichzeitig ein Würfelchen zur Erforschung des Gesamtdiskurses ´Vergangenheitsbewältigung´ bei, charakterisiert durch a) die Textsorte ´Inschrift´, b) den Teildiskurs ´Gedenken and NS-Opfer´ und c) den Kommunikationsbereich ´Allgemeinheit/Öffentlichkeit´.“ (Jung 2001: 34)
Ebenen wie „Zeit“ und „Sprachgemeinschaft“ werden im Modell nicht berücksichtigt, sie hängen von der jeweiligen Fragestellung bzw. dem Untersuchungsgegenstand ab (vgl. Jung 2001: 34f). Obwohl das Modell was den Diskurs betrifft, eine einheitliche Struktur suggeriert, ist das nicht der Fall. Das Kriterium, dass Texte mit demselben Thema demselben Diskurs zuzuordnen sind, ist in der Realität ebenso nicht strikt durchzuhalten, da sich auch in Texten, die ein bestimmtes Thema als Schwerpunkt haben, häufig Bezüge zu anderen Themen finden, die nicht zum selben Diskurs gehören (vgl. Jung 2001: 36). Auch der umgekehrte Fall kann auftreten, dass es Bezüge zum untersuchten Diskurs in Texten gibt, die sich thematisch mit anderen Dingen beschäftigen (vgl. Jung 2001: 36). Aus diesem Grund definiert Jung den Diskursbegriff noch kleinteiliger, nämlich als die „Gesamtheit der Beziehungen thematisch verknüpfter Aussagenkomplexe(n)“ (s. Abbildung 4: Aussagenkomplexe (Jung 2001: 41)):
Innerhalb dieses Modells besteht ein Diskurs „D1“ aus einer Menge an Aussagen „A“, die in Form von Texten „T“ geäußert werden. Diese Texte können aber auch Teil anderer Diskurse sein, die wiederum aus anderen Aussagen „B“ oder „C“ bestehen. Im Laufe der Zeit können diese Aussagen in den Texten „T´“ wieder aufgegriffen werden („A´“) (vgl. Jung 2001: 38). Der Vorteil bei dieser Einteilung ist, dass es auch möglich ist, große Datenmengen/Textkorpora zu untersuchen, da Texte nicht im Detail analysiert werden, sondern nur im Hinblick auf bestimmte Aussagen interessant sind (vgl. Jung 2001: 39). (L. P.)
Vorgehen und Analyse
Vor der Analyse eines Diskurses werden zunächst alle Korpora zusammengestellt, die die für die jeweilige Untersuchung relevanten Texte enthalten. Innerhalb dieser Korpora werden dann Hinweise zum Beispiel in Form von Stichworten gesucht, die auf den zu untersuchenden Diskurs deuten. Der Vorteil dabei ist, dass die Daten mittels Computer eingelesen und aufbereitet werden können, was die Analyse großer Datenkorpora ermöglicht (vgl. Jung 2001: 42f). (L. P.)
Anwendung der korpusbasierten Diskursforschung auf die Medienwissenschaft am Beispiel der Studie zum Migrationsdiskurs
„Die Einwanderungsdiskussion im öffentlichen Sprachgebrauch seit 1945“ – So lautet der Titel einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung zum Migrationsdiskurs, die eine Projektgruppe des Germanistischen Seminars an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zwischen 1994 und 1999 durchführte. Auch Matthias Jung (s.o.) wirkte daran mit.
Die Wissenschaftler beschäftigten sich mit folgenden Fragen: „Welche Einstellungen der Gesellschaft gegenüber der Migration und den Migranten werden sprachlich gespiegelt oder auch geprägt? Differieren sie je nach Migrantengruppen?“ (Niehr/Böke 2003: 325) Die historische Perspektive ergab sich dadurch, dass auch nach dem gesellschaftlichen Wandel gefragt wurde, der sich in sprachlichen Verwendungsweisen abzeichnet (vgl. Niehr/Böke 2003: 325).
Bei der Zusammensetzung des Textkorpus griff die Gruppe auf Zeitungsartikel von acht Printmedien der Bundesrepublik Deutschland, vier Zeitungen der Schweiz und drei österreichische Referenzblätter zum Thema Einwanderung zurück. Dabei wurden Zeitabschnitte gewählt, in denen das Thema Einwanderung ausführlich diskutiert wurde, z.B. bei politischen Unruhen, Kriegen oder einer schlechten Wirtschaftssituation. Ausgewählt wurden für den bundesdeutschen Raum die Jahre 1960 bis 1983. Für die Vergleiche unter den drei Ländern wurden zusätzlich die Zeiträume 1965-67 (Rezession von 19966/67), 1972-74 (Ölkrise) und 1979-83 (Flüchtlingsbewegungen aus dem Osten) ausgewählt. Daraufhin wurden die Texte maschinenlesbar aufbereitet, wodurch mehrere Datenbanken entstanden, unter anderem eine Zeitungsdatenbank mit ca. 6.500 Artikeln. (vgl. Niehr/Böke 2003: 338-341) Bei der linguistischen Analyse untersuchte die Gruppe die Texte auf drei Ebenen:
- Lexik:
Die Düsseldorfer Forscher gehen davon aus, „dass der Sprachgebrauch zum einen die Wahrnehmung und Einstellung der Sprachgemeinschaft gegenüber dem Bezeichneten spiegelt; und dass er zum anderen das Bewusstsein dieser Sprachgemeinschaft gegenüber dem bezeichneten Sachverhalt mit prägt und spezifische Verhaltensorientierungen gibt“ (Niehr/Böke 2003: 328). Aufgrund dessen untersuchten die Wissenschaftler Wörter und Ausdrücke, die in einer Diskussion einen besonderen Stellenwert erlangten und von denen auf Veränderung im Sprachgebrauch geschlossen werden kann. Sie analysierten unter anderem Einzelwörter (z.B. Gastarbeiter) und Syntagmen (z.B. ausländische Mitbürger). Eine von mehreren Voraussetzungen war, dass diese Wörter häufig auftraten. Sie wurden qualitativ als auch quantitativ, z.B. die Frequenz bestimmter Ausdrücke in einem Zeitraum, untersucht. (vgl. Niehr/Böke 2003: 328-330)
- Metaphorik:
Die Düsseldorfer Projektgruppe untersuchte zudem Metaphern, denn sie „bieten […] die Möglichkeit, neuartige, komplexe oder abstrakte Phänomene in bekannte, konkrete oder einfache Zusammenhänge ‚bildlich’ zu übertragen und damit zu veranschaulichen, zu vereinfachen und plausibel zu machen“ (Niehr/ Böke 2003: 330). Zudem können sie der Dramatisierung, Unter- oder Übertreibung dienen. Für die Analyse wurden die Metaphern in verschiedene Bereiche eingeteilt, z.B. solche, die aus dem Herkunftsbereich „Wasser“ stammten. Darunter ordneten sie unter anderem Wörter wie „Flüchtlingsstrom“, „Asylantenflut“ und „einschleusen“ ein. Es wird davon ausgegangen, dass diese assoziierbaren Bereiche für den Rezipienten eine Interpretation vorgeben. (vgl. Niehr/ Böke 2003: 330-332)
- Argumentation:
Durch die Analyse der Argumentationsweise können die Wissenschaftler herausfinden, welche Standpunkte in der Diskussion um ein Thema vertreten werden bzw. welche Denkweisen in der Gesellschaft vorherrschen. Um explizite als auch durch Interpretation erschließbare Argumentationsmuster sichtbar zu machen, formulierten die Forscher verschiedene Topoi, z.B. den zur Entwicklungshilfe: „Weil bestimmte Entscheidungen/Handlungen der wirtschaftlichen Entwicklung in den Herkunftsländern der Zuwanderer nutzen/nicht nutzen, sollten diese Entscheidungen getroffen/diese Handlungen ausgeführt werden“ (s. Defintion Topos). In dieses Muster würde die Aussage eines Verfassers passen, dass in den Herkunftsländern keine Arbeitskräfte angeworben werden sollten, weil dies den Ländern schade. Andererseits könnte damit aber auch begründet werden, dass Zuwanderer in der Bundesrepublik Deutschland ausgebildet werden und nach ihrer Rückkehr ins Herkunftsland diesem nutze. (vgl. Defintion Topos). Neben den Topoi wurden auch Einzelargumente analysiert. Nach der Kategorisierung wurden beide quantitativ ausgewertet. (vgl. Niehr/Böke 2003: 333-338)
Die Ergebnisse aus diesen drei verschiedenen Analysen wurden anschließend zusammengeführt und interpretiert. Mehrere Veröffentlichungen sind aus dem Projekt hervorgegangen. So untersuchte Karin Böke 200 Spiegel-Artikel zwischen 1947 und 1988 auf ihre Metaphorik hin (vgl. Böke 1997: 164-193). Thomas Niehr analysierte die Argumentation in der Berichterstattung des Politmagazins „Frontal“ zum Brandanschlag in Solingen (vgl. Niehr 1997: 283-298).
(Kerstin Smirr)
Die Kritische Diskursanalyse nach Siegfried Jäger
Siegfried Jäger: Person und Bibliografie
Begrifflichkeiten und Hintergrund
Der Ansatz zur Kritischen Diskursanalyse von Siegfried Jäger lehnt sich sehr stark an den von Michel Foucault definierten Wissensbegriff an. Dabei sind mit Wissen die Bedeutungsinhalte gemeint, die Menschen, auch historisch im Laufe der Zeit gesehen, ihrer Umwelt/Wirklichkeit zuweisen (vgl. Jäger 1999: 1). Dieses Wissen ist Teil diskursiver Zusammenhänge, in die die Menschen hineingeboren werden und leben. Die Diskursanalyse nach Jägers Vorstellung:
- „(…) zielt darauf ab, das (jeweils gültige) Wissen der Diskurse (…) zu ermitteln, den konkret jeweiligen Zusammenhang von Wissen/Macht zu erkunden und einer Kritik zu unterziehen. Diskursanalyse bezieht sich sowohl auf Alltagswissen, das über Medien, alltägliche Kommunikation, Schule, Familie etc. vermittelt wird, wie auch auf dasjenige (jeweils gültige) Wissen, das durch die Wissenschaften produziert wird.“ (Jäger 1999: 1)
Beim Ansatz der Kritischen Diskursanalyse stützt sich Jäger unter anderem auf den deutschen Kulturwissenschaftler Jürgen Link, der sich zusammen mit seinem Forscherteam vor allem mit der Frage nach der Bedeutung von Diskursen als Macht sichernde Faktoren beschäftigt. Für Jäger ist ein Diskurs „ein Fluß von Wissen bzw. sozialen Wissensvorräten durch die Zeit“, der in dem Sinne Macht ausübt, als durch ihn „individuelles und kollektives Handeln“ (1999: 2) bestimmt werden, dadurch dass sie institutionalisiert sind. Eine wichtige Rolle spielt nach Jäger auch die so genannte „Kollektivsymbolik“ (Jäger 1999: 3), die verschiedene Diskurse miteinander verbindet. Dabei handelt es sich um ein kulturell abhängiges Kontingent an Bildern, über das alle Menschen einer Gesellschaft verfügen und mit dessen Hilfe sie sich ein bestimmtes Bild der (politischen) Realität machen, bzw. mit dessen Hilfe vor allem auch die Medien die Wirklichkeit deuten (vgl. Jäger 1999: 3). Die bedeutendste Möglichkeit mittels der Kollektivsymbolik eine Verbindung zwischen verschiedenen Diskursen zu erreichen und schließlich auch zu analysieren, ist die Verwendung von Bildbrüchen (Katachresen) (vgl. Jäger 1999: 3). Zu einem Bildbruch kommt es dann, wenn Symbole aus verschiedenen Bereichen miteinander kombiniert werden. Jäger nennt ein Beispiel:
- „Die Lokomotive des Fortschritts kann durch Fluten von Einwanderern gebremst werden, so daß unser Land ins Abseits gerät.“ (Jäger 1999: 3)
Hierbei wird der Bildbereich des Verkehrs mit dem des Wassers verknüpft (vgl. Jäger 1999: 3). Das Untersuchen dieser Bildbrüche gehört unter anderem zur Kritischen Diskursanalyse. Diskurse bestimmen die Wirklichkeit, sind aber gleichzeitig auch eine Form der Wirklichkeit. Auch das einzelne Individuum hat eine besondere Rolle bei der Entstehung eines Diskurses, da es „diskursive und nichtdiskursive Praxen“ (Jäger 1999: 4) ausführt, die den Diskurs mitprägen. Dabei ist mit diskursiven Praktiken eine sprachliche Handlung gemeint, nichtdiskursive Praktiken können beispielsweise Gesten sein (vgl. Keller 2004: 50). Bei der Kritischen Diskursanalyse geht es um „die Analyse der Produktion von Wirklichkeit, die durch die Diskurse -vermittelt über die tätigen Menschen- geleistet wird.“ (Jäger 1999:4) Die einzelnen Individuen produzieren dabei die Diskurse aber nicht in direkter Weise. Es handelt sich bei deren Entstehung eher und ein Phänomen der dritten Art, das heißt durch das Handeln der Individuen wird ein Diskurs in bestimmter Weise geprägt, allerdings ist das von den Individuen nicht intendiert. Diskurse beinhalten das jeweils historisch gültige Wissen einer Gesellschaft, dadurch werden sie zum Machtfaktor, denn sie sind in der Lage andere Diskurse zu bestimmen: „Dieses zustande kommende Wissen ist die Grundlage für individuelles und kollektives Handeln und die Gestaltung von Wirklichkeit.“ (Jäger 1999: 6). Setzt sich also ein bestimmter Diskurs gegenüber einem anderen durch (bei Foucault wird das als Resultat von Machtkämpfen gesehen, vgl. Keller 2004: 49f), so hat das durch das in ihm vermittelte Wissen direkten Einfluss auf die Realität. Bei der Umsetzung eines Diskurses zu (politisch-gesellschaftlicher) Realität ist der Begriff des Dispositivs (Jäger 1999: 6) von Bedeutung, den Jäger in Anlehnung an Foucault verwendet. Dispositiv meint im weiteren Sinne alle Praktiken (diskursive und nichtdiskursive), die einen Diskurs ermöglichen wie zum Beispiel gesetzliche Maßnahmen (vgl. Keller 2004: 50). Allerdings verändert Jäger den Foucaultschen Ansatz dahingehend, dass er die Bedeutung des Dispositivs ändert. Er sieht den Ursprung des Dispositivs im menschlichen Bewusstsein. Die dort vorhandenen Ideen bilden die Grundlage für die Gestaltung der Wirklichkeit (vgl. Jäger 1999: 12). Durch ihre Leistung verwirklichen die Individuen dann diese Ideen, und durch diesen Aspekt lässt Jäger die Tätigkeitstheorie in die Kritische Diskursanalyse einfließen (vgl. Jäger 1999: 12). Zum besseren Verständnis der unten aufgeführten Studie zum Medienbild Israel ist die Klärung einiger Begriffe vorab hilfreich (vgl. Jäger 1999: 13f):
- Diskursstränge: Innerhalb eines Diskurses gibt es verschiedene Themen. Diskursstränge werden von Jäger solche Diskursverläufe genannt, die thematisch eine Einheit bilden.
- Diskursfragmente: Jeder Diskursstrang besteht aus einzelnen Elementen, die häufig auch als Texte bezeichnet werden. Da ein Text mehrere Themen aufgreifen kann, so kann er nach Jäger mehrere Diskursfragmente enthalten. Ein Diskursfragment meint daher nur einen ganz bestimmten Textteil, der sich mit einem bestimmten Thema befasst. Mehrere Diskursfragmente zu ein und demselben Thema lassen sich demnach zu einem Diskursstrang verbinden.
- Diskursive Ereignisse: Diskursiv sind Ereignisse nach Jäger dann, wenn sie politisch und daher auch in der Regel durch die Medien besonders hervorgehoben werden, so dass sie in der Lage sind, den Diskursstrang zu dem sie gehören in bestimmter Art und Weise zu prägen.
- Diskursposition: Dieser Begriff meint den bestimmten ideologischen Standpunkt den ein Individuum oder eine Institution (auch Medien-) innehaben kann und auf dessen Grundlage die Einschätzung eines Diskurses oder die Teilnahme an ihm erfolgt.
- Diskursebene: Verschiedene Diskursstränge befassen sich mit unterschiedlichen Themenbereichen (Alltag, Politik, Medien etc.). Diese Diskursebenen können sich auch aufeinander beziehen. Medien (zum Beispiel Tageszeitungen) greifen häufig den politischen Diskurs auf und beeinflussen ihn dadurch auch.
(L. P.)
Vorgehen und Analyse
Nach Siegfried Jäger bietet sich für die Kritische Diskursanalyse ein bestimmtes Vorgehen an, das er folgendermaßen unterteilt (vgl. Jäger 1999: 19):
- Beschreibung der zu untersuchenden Diskursebene, also unter anderem auch des Analysematerials
- Die Aufbereitung des Analysematerials
- Strukturanalyse: Auswerten des Materials hinsichtlich des zu untersuchenden Diskursstranges
- Feinanalyse: Analyse eines für die jeweilige Untersuchung relevanten Diskursfragments, das einem bestimmten Thema zuzuordnen ist
- Gesamtanalyse: Analyse des gesamten Diskursstranges in der zu untersuchenden Diskursebene; Ziel ist die Zusammenführung aller bisherigen Einzelergebnisse zu einer Gesamtthese
Diese einzelnen Schritte der Kritischen Diskursanalyse können je nach dem zu untersuchenden Material auch Abweichungen zeigen, und damit an die jeweilige Analyse angepasst werden, wie das Beispiel der Studie zum Medienbild Israel (s. u.) zeigt. (L. P.)
Anwendung der Kritischen Diskursanalyse auf die Medienwissenschaft am Beispiel der Studie zum Medienbild Israel
Die Sprachwissenschaftler Margarete und Siegfried Jäger, die beide am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) arbeiten, untersuchten mittels der „Kritischen Diskursanalyse“ den Diskursstrang zum Nahostkonflikt zur Zeit der Zweiten Intifada. Das Datenmaterial zur Studie „Medienbild Israel“ setzte sich aus 2505 Zeitungsartikeln zusammen, die zwischen dem 28.9.2000 und 8.8.2001 in sieben deutschen Tages- und Wochenzeitungen erschienen. Eingegrenzt wurde das Material dadurch, dass sich die Forscher auf diese vier diskursiven Ereignisse konzentrierten:
- „Tempelberg-Besuch Ariel Scharons“, 28.9.2000, 183 Artikel;
- „Der Tod des palästinensischen Jungen Mohammed al-Dura“, 30.9.2000, 49 Artikel;
- „Lynchmorde an zwei israelischen Soldaten in Ramallah“, 12.10.2000, 85 Artikel;
- „Selbstmord-Attentat vor einer Diskothek in Tel Aviv“, 12.6.2001, 110 Artikel.
(vgl. Jäger/Jäger 2003: 36-37)
Siegfried Jäger hat eine „Werkzeugkiste“ zur Materialaufbereitung einer „Kritischen Diskursanalyse“ zusammengestellt, die sich in mehrere Schritte gliedert:
- Strukturanalyse: In diesem Schritt werden vor allem formale Merkmale eines Artikels herausgearbeitet, wie das Erscheinungsdatum, die Textsorte des Artikels oder die Rubrikbenennung. Zudem werden auf inhaltlicher Ebene die angesprochenen Einzelthemen ausgewertet und Kategorien zugeordnet. Im Anschluss wird in einer Zusammenfassung die Diskursposition der Zeitung bestimmt.
- Feinanalyse: Hier werden die Elemente des Layouts, z.B. die Bebilderung, untersucht. Die Texte werden hinsichtlich der sprachlich verwandten Mittel, aber auch der geäußerten Einstellungen, z.B. welches Menschenbild ein Text vermittelt, analysiert. In einer Zusammenfassung werden die Position und die Botschaft des Artikels genannt.
- Gesamtanalyse: Die gesamte Berichterstattung zu den jeweiligen diskursiven Ereignissen wird aufgrund der Struktur- und Feinanalyse ausgewertet und interpretiert.
(vgl. Jäger: 20-21)
Auch für die Analyse zum „Medienbild Israel“ gingen Margarete und Siegfried Jäger auf diese Weise vor. Nachdem sie das Material untersucht hatten, interpretierten sie die Berichterstattung eines jeweiligen diskursiven Ereignisses und zogen ein Gesamtfazit. Aufgrund ihrer qualitativen wie auch quantitativen Vorgehensweise erhielten sie eine Vielzahl von Ergebnissen. Um an dieser Stelle eines zu nennen: „In allen der vier untersuchten diskursiven Ereignisse finden sich durchgängig Zuschreibungen, die ein Bild Israels und der Israelis und der Palästinenser zeichnen, das äußert negativ ist.“ (Jäger/Jäger 2003: 342)
(Kerstin Smirr)
Kritik, Einordnung und Reichweite der vorgestellten Ansätze
Die hier vorgestellten verschiedenen diskurstheoretischen Ansätze zeigen wie heterogen das Forschungsfeld ist. Diese Heterogenität verursacht möglicherweise eine Schwäche des Theoriefeldes, da es keine einheitlichen Begrifflichkeiten gibt, und wie aus der Darstellung der verschiedenen Ansätze zu ersehen ist, teilweise identische Begriffe in ihrer Bedeutung ganz unterschiedlich definiert werden. Das greift unter anderem auch der englische Linguistik Professor Henry Widdowson als ein Manko der Theorien auf, er charakterisiert die Forschungsrichtung als „in vogue and vage“ (Widdowson zit. nach Titscher 1998: 197).
Eine weitere Schwäche einiger diskurstheoretischer Ansätze ist die nur ansatzweise ausgearbeitete Berücksichtigung von Medien und der spezifischen Funktion und Rolle, die sie innerhalb der Diskurse innehaben bzw. spielen.
Die Stärken diskurstheoretischer Ansätze liegen zum einen in ihrer Praxisnähe. Die Themen diskurstheoretischer Untersuchungen richten sich vor allem auf soziale Probleme oder Missstände (wie zum Beispiel Rassismus, Gender-Problematik, Antisemitismus etc.), die sie aufdecken und damit den Menschen bewusst machen wollen.
Außerdem sind die Offenheit und Dynamik der Ansätze und die Kombination verschiedener Methoden charakteristisch. Offen sind die Theorien auch bezüglich unterschiedlicher Forschungstraditionen und Fachbereiche. Das zeigt unter anderem der Ansatz von Norman Fairclough, der sozialwissenschaftliche Überlegungen mit sprachwissenschaftlichen verknüpft. Ein entscheidender Vorzug vor allem der korpusbasierten Diskursforschungen ist die Möglichkeit, durch eine computergestützte Auswertung des Untersuchungsmaterials immense Datenmengen zu analysieren.
(L. P.)
Quellen
Literatur
- Böke, Karin (1997): Die „Invasion“ aus den „Armenhäusern Europas“. Metaphern im Einwanderungsdiskurs. In: Jung, Matthias/ Wengeler, Martin/ Böke, Karin (Hg.): Die Sprache des Migrationsdiskurses. Das Reden über „Ausländer“ in Medien, Politik und Alltag. Opladen: Westdt. Verlag. S. 164-193.
- Fairclough, Norman (1995): Media Discourse. London, New York, Sidney, Auckland: Edward Arnold.
- Fairclough, Norman (1992): Discourse and Social Change. Cambridge: Polity Press.
- Halliday, M.A.K. (2002): Linguistic studies of text and discourse. London u.a.: Continuum.
- Jäger, Siegfried: Diskurs und Wissen. Theoretische und methodische Aspekte einer Kritischen Diskurs- und Dispositivanalyse. http://www.uni-duisburg.de/DISS/Internetbibliothek/Artikel/Diskurs%20und%20Wissen(D).pdf [23.03.2006]
- Jäger, Siegried/ Jäger, Margarete (2003): Medienbild Israel. Zwischen Solidarität und Antisemitismus. Münster, Hamburg, London: Lit Verlag.
- Jung, Matthias: Diskurshistorische Analyse - eine linguistische Perspektive. In: Keller, Reiner/ Hirseland, Andreas/ Schneider, Werner/ Viehöver, Willy (Hg.) (2001): Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 1: Theorien und Methoden. Leske + Budrich, Opladen. S. 29-51.
- Keller, Reiner (2004): Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen. Opladen: Leske + Budrich. S. 13-60.
- Keller, Reiner (2005): Wissenssoziologische Diskursanalyse. Grundlegung eines Forschungsprogramms. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 95-120.
- Linke, Angelika/ Nussbaumer, Markus/ Portmann, Paul R. (2001): Studienbuch Linguistik. 4. Auflage. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.
- Niehr, Thomas/ Böke, Karin (2003): Diskursanalyse unter linguistischer Perspektive – am Beispiel des Migrationsdiskurses. In: Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band II: Forschungspraxis. Hg. von Keller, Reiner/ Hirseland, Andreas/ Schneider, Werner/ Viehöver, Willy. Opladen: Leske + Budrich. S. 325-351.
- Niehr, Thomas (1997): Argumentation oder Suggestion? Die Berichterstattung des ZDF-Magazins FRONTAL zum ausländerfeindlichen Brandanschlag in Solingen. In: Jung, Matthias/ Wengeler, Martin/ Böke, Karin (Hg.): Die Sprache des Migrationsdiskurses. Das Reden über „Ausländer“ in Medien, Politik und Alltag. Opladen: Westdt. Verlag. S. 283-298.
- Titscher, Stefan/ Wodak, Ruth/ Meyer, Michael/ Vetter, Eva (1998): Methoden der Textanalyse. Leitfaden und Überblick. Opladen: Westdeutscher Verlag. S. 178-203.
- Wodak, Ruth/ Nowak, Peter/ Pelikan, Johanna/ Gruber, Helmut/ de Cillia, Rudolf/ Mitten, Richard (1990): „Wir sind alle unschuldige Täter“. Diskurshistorische Studien zum Nachkriegssemitismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp. (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft; 881)
Weblinks
- Zum Informieren und weiter lesen: Informationsseite über Systemic Functional Linguistics: http://www.wagsoft.com/Systemics/index.html [25.03.06]
- Biografische Daten zu Michel Foucault: http://www.kfunigraz.ac.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/foucault/14bio.htm [25.03.06]
- Biografische Daten zu M. A. K. Halliday: http://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Halliday [25.03.06]
- Biografische Daten zu Norman Fairclough: http://en.wikipedia.org/wiki/Norman_fairclough [25.03.06]
- Biografische Daten zu Ruth Wodak: http://www.czernin-verlag.com/czerninverlag/authorshow.xml?id=63 [25.03.06]
- Informationen zur Waldheimaffäre: http://de.wikipedia.org/wiki/Waldheim-Aff%C3%A4re [25.03.06]
- Biografische Daten zu Matthias Jung: http://www.iik-duesseldorf.de/portrait/mitarbeiter.php3?person=jung_matthias [25.03.06]
- Informationen zur Studie zum Migrationsdiskurs, Artikedatenbank: http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ1/migration/suche.php3 [25.03.06]
- Informationen zur Studie Migrationsdiskurs, Vorgehensweise: http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ1/migration/toposdef.html [25.03.06]
- Biografische Daten zu Siegfried Jäger: http://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_J%C3%A4ger [25.03.06]
- Jäger, Siegfried: Diskurs und Wissen. Theoretische und methodische Aspekte einer Kritischen Diskurs- und Dispositivanalyse. http://www.uni-duisburg.de/DISS/Internetbibliothek/Artikel/Diskurs%20und%20Wissen(D).pdf [25.03.06] (In ähnlicher Form auch nachzulesen in: Jäger, Siegfried (1999): „Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung“. Duisburg: DISS.)
- Informationen zur Tätigkeitstheorie: http://www.sociologicus.de/lexikon/lex_geb/begriffe/taetigke.htm [25.03.06]
- Informationen zum Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS): http://www.diss-duisburg.de/ [25.03.06]
- Informationen zur Zweiten Intifada im Rahmen der Studie zum Medienbild Israel: http://de.wikipedia.org/wiki/Al-Aqsa-Intifada [25.03.06]